Von Maden und gefrorenen Küken

Jeder der unsere Startseite aufruft wird erst mal von einem Vesper-Tisch voller Maden erschlagen. Deshalb ist es jetzt an der Zeit mal unser Titelbild auszutauschen. In diesem Zuge wollen wir das bisherige "Maden-Bild" und dessen Entstehung auch mal erklären. Dabei kommen wir auch gleichzeitig zur 3. Platzierung im Fotomagazin in Folge.

Es war Februar 2009 als wir das neue Fotomagazin aufschlugen um zu sehen was unsere neue Aufgabe sein wird. -- MAKRO--. Ok, Makro also. Ich hasse Makro... Nach langem rumüberlegen waren wir uns einig, dass wir auf keine Fall eine typische Makroaufnahme machen wollten (Blümchen, Tiere, Schmetterlinge...).

Die Grundidee war dann, ein Bild zu machen, bei dem grundlegend sämtliche Proportionen verändert werden. Irgendwas ekliges. Vielleicht was mit Maden. Aber die Maden müssen überdimensional groß werden! Das sollte ja im Photoshop kein Problem sein. Aber dann fiel uns der Clou an der ganzen Sache ein!!! Die Veränderung der Proportionen erzeugen wir ausschließlich „analog“. 7 cm lange Maden bekommt man nicht so leicht, also muss es anders gehen.

Aufgepasst: so wurde es gemacht (jetzt wird's faktisch). Das Ganze wurde in einem alten Aquarium aufgebaut. Der Tisch ist ein Holzbrett (ca. 25 x 15 cm), als Tischdecke dient ein sehr fein karierter Stoff. Besteck, Teller und Wurstplatte gehören zu einem Puppenporzelan-Set. Der Vesperteller hat einen Durchmesser von ca. 7,5 cm. Die Wurst wurde proportional zur Wurstplatte ausgewählt und eingekauft. Die Salami scheiben wurden von einer Minisalami (Durchmesser: ca. 2,5 cm) fein heruntergeschnitten. Die Lyoner-Scheiben stammen in Wirklichkeit von einer Fleischwurst und die Minisalami ist ein Salamistick mit einem Durchmesser von gerade ein mal 8 mm. Die Maden haben wir in einer speziellen Tierhandlung für Futtertiere gekauft (www.futtertiere24.de). Sie sind ca. 3 cm lang und wurden in lebendigem Zustand so auf dem Teller und dem Tisch platziert, dass der Eindruck entsteht als wären die Maden um ein vielfaches größer und würden vom Teller flüchten. Die größte Schwierigkeit bestand darin, dass die Tiere sich natürlich bewegten und immer wieder neu platziert werden mussten. Junge, Junge, das macht echt keinen Spaß. Zu allem Überfluss wussten wir nicht mit welchen Tieren es am besten aussieht und haben das Bild auch noch mit argentinischen Riesenschaben und Wüstenheuschrecken gemacht. Insektendompteur ist echt kein Beruf für mich!

Beleuchtet wurde das Ganze mit zwei Studioblitzen. Ein Hauplicht (Softbox) von vorne links und ein Spitzlicht (Normalreflektor) von hinten rechts. Das Bild wurde gerade von oben aufgenommen. Im Photoshop wurden außer kleineren Korrekturen (Gradation und Farbanpassungen) so gut wie nichts gemacht.

Und jetzt kommt das Beste! Die haben das Bild gar nicht genommen, sondern eins von einer anderen Serie die wir aus Jux noch gemacht hatten weil wir in der Tierhandlung gefrorene Küken und Mäuse gefunden hatten. Ist das zu glauben?

Wir waren beide überrascht, dass die das Bild überhaupt als Makro deklariert haben. Wäre mir eindeutig zu weit weg gewesen. Die Tiere zu diesen Bildern sind alle tiefgefroren und stammen zum einen aus dem Tiefkühlregal im Supermarkt (Fisch) und zum Anderen aus dieser Tierhandlung für Futtertiere (Mäuse und Küken).

Wir entdeckten die Küken und die Mäuse zufällig in der besagten Tierhandlung und waren fasziniert von den Körperhaltungen die durch das Einfrieren zufällig so entstanden waren. Sofort war die Idee zu dieser Serie geboren. Wir wollten aber auch hier die Tiere nicht auf schlichtem Hintergrund fotografieren, sondern den Untergrund in der Farbgebung an die Farbe der Tiere anpassen. Um den Untergrund zusätzlich interessanter wirken zu lassen verwendeten wir keinen einfachen Karton sondern unterschiedlich gemusterte Tapeten. Um die Möglichkeit zu haben mehrere Körperhaltungen der Tiere in einem Bild zu zeigen, variiert die Anzahl der abgebildeten Tiere. Das Panorama-Format passt gut zum Bildaufbau und soll die Serie zusätzlich als solche kennzeichnen.

Das Licht-Setup ist das selbe wie bei den Maden. Wie gesagt das war sehr spontan, hat aber wohl die Jury mehr beeindruckt als die Maden. Entweder die Jury sah in der Serie mehr künstlerisches Potenzial oder sie haben das mit den Maden nicht kappiert.

So, mal wieder ein laaaaaanger Post. Sorry, wir haben zu der Zeit noch keine Filmchen gedreht. Ich muss zugeben ich hätte zu gerne auch nochmal gesehen wie wir versuchen die Heuschrecken zu bändigen. Übrigens hab ich die Heuschrecken eingefroren und ein halbes Jahr später frittiert und gegessen. Wer das Rezept will kann sich gerne melden.